Fluch, Drama und Karma oder Praktizierte LebensKunst in vier Teilen – Teil IV

Gepostet von am Jul 23, 2015 in GeDANKEnwelt

zu Teil III

Dankbarkeit statt Verdammnis und eine Familiengeschichte

 

Ich kam auch in den dunkelsten Augenblicken nicht auf die Idee, den Menschen zu verdammen, der Auslöser für all das war. In hellen Momenten dankte ich ihm sogar, dass er mir diese Themen erneut präsentierte. Und ich dankte mir, so wach und offen für die Dinge zu sein. Ich hatte zwischendrin immer wieder das Gefühl, sogenannte karmische Themen zu lösen, nicht nur für mich, auch auf Familienebene. Fast alle Frauen meiner Familie wurden von ihren Männern im Stich gelassen oder verlassen. Alle Frauen, die den Ton angaben in meiner Familie, erlebte ich als barsch und lieblos. Jene Frauen verließen ihre Männer. Die Liebevollen litten, die Lieblosen ließen leiden. Vielleicht habe ich deshalb diesen Blick für die Opfer-Täter-Spiele. Ich war zu oft dabei und zu oft mittendrin. Alle Männer in meiner Familie waren entweder sehr schwach oder nicht gewillt, Verantwortung zu übernehmen. Väterlicherseits ließen sie sich in Ehen führen, die sie eigentlich nicht wollten und mütterlicherseits gingen sie gar nicht erst derartigen Bindungen ein oder zeigten Zeit ihres Lebens nicht, wer sie wirklich waren.

 

Selbstverantwortung öffnet die Unendlichkeit

 

All das so klar zu erkennen, war und ist für mich nicht erschreckend, sondern heilsam. In einem etwas verschrecktem „Huch!“ erstarre ich ab und zu, wenn ich mich beim Schreiben dieser Worte über sie beobachte. Fast bin ich versucht, die Sätze über diese Menschen zu löschen oder bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden. Doch das entspricht mir nicht, nicht meiner Ehrlichkeit und Authentizität. Und so lasse ich diese Aussagen mit viel Liebe aus mir fließen und stehen. Ich sehe mich nun also mit einer Blockade konfrontiert, die nicht nur der Scheidung meiner Eltern im zarten Kindesalter zugeschrieben werden kann, sondern scheinbar die ganze Familie betrifft. Ergäbe ich mich nun in die Ideen von unauflösbarem Karma oder Fluch, wären mir ab sofort die Hände gebunden und ich müsste mich damit abfinden, dass ich nun mal so bin wie ich bin, das Ganze schon einen Sinn haben wird und ich bis ans Lebensende wahrscheinlich ebenso leiden werde, wie alle liebevollen Frauen in meiner Familie. Allein beim Schreiben dieser Zeilen stellen sich mir die Nackenhaare auf und gleichzeitig tanzt ein breites Grinsen über mein Gesicht. Was ein Glück, dass ich das Unmögliche für möglich halte, mir immer mehr Wunder geschehen und ich mich für ein Leben in Selbstverantwortung entschieden habe. Die besten Voraussetzungen, um dem Spuk ein Ende zu setzen.

 

Ver-rücktes Tun fördert Überraschendes zutage

 

Da all das eh schon recht abgedreht ist, erlaube ich mir, diesen verrückten Weg weiter zu gehen. So spreche ich mit meiner toten Großmutter, die aus dem Nichts vor meinem geistigen Auge auftaucht. Ich führe Zwiegespräche mit meinem Vater, so manchem Ex-Freund oder anderen wichtigen Menschen in meinem bisherigen Leben. Ich kommuniziere telepathisch mit jenem Menschen, der ganz aktuell einfach so aus meinem Leben verschwunden ist. Ich sage ihm, dass ich ihm nicht böse bin, sein Verhalten jedoch nur blöd finde. Und das führt mich geradewegs in eine neue Kraft, die ich plötzlich spüre, zu einer Lösung, die nicht neu ist, aber auf einmal eine ganz andere Energie hat.

 

Ich erlaube mir, all diesen Menschen zu sagen, dass

 

– es zu keiner Zeit einen triftigen Grund gab, mich nicht zu lieben
– ich es besser gefunden hätte, sie hätten mir gesagt, was sie wirklich dazu bewegt hat, zu gehen
– ihre Gründe vielleicht nachvollziehbar, ihr Verhalten in meinen Augen jedoch einfach nur feige war
– ich augenblicklich jegliche konventionellen, traditionellen und von Außen aufdiktierten Verpflichtungen ad acta lege
– ich ab sofort nach meinen eigenen Regeln und Maßstäben für ein liebevolles Miteinander lebe
– es jederzeit die Möglichkeit gibt, sich neu zu entscheiden, ob nun innerhalb einer Beziehung oder davor oder danach
– es von gutem Charakter zeugt, sein Umfeld in seine Entscheidungen mit einzubeziehen und über seine Entscheidungen zu informieren
– jeder, der mich, aus was für Gründen auch immer, auf feige Art und Weise verlässt, ab sofort nicht mehr liebevoll oder aus falschen Verpflichtungen heraus Platz in meinem Leben eingeräumt bekommt, an den er zu einem Zeitpunkt seiner Wahl und zu seinen Bedingungen wortlos zurückkehren kann
– jeder zu jeder Zeit die Chance erhält, sich den Platz in meinem Leben zurückzuerobern, in dem er sich um ihn, also um mich, bemüht
– jeder, ausnahmslos jeder dieser Menschen seinen Platz in meinem Herzen behält

 

Ich erlaube mir, dass

 

– mir ab sofort jeder Mensch, der sich feige aus meinem Leben stiehlt, gestohlen bleiben kann
– ich nicht jedem und zu einem ihm passend erscheinenden Zeitpunkt Brücken bauen und aufrechterhalten muss
– ich mich menschlicher und nicht immer politisch korrekt verhalten und äußern darf, auch wenn das manchem nicht „HerzensReich“ zu sein scheint
– ich mein Anders-Sein noch klarer lebe, denn ab sofort habe ich keine Angst mehr, nicht geliebt zu sein oder verlassen zu werden
– aller vorhandener Schmerz heilt und noch mehr Freude, Frieden, Lebenslust und Liebe in mein Leben finden
– ich weiterhin jeden Menschen liebe, den mein Herz lieben mag, ganz gleich welche Entscheidungen er für sich trifft

 

Geschichte mit Happy End?

 

Diese Episode meines Lebens dauerte ungefähr eine Woche. Sieben Tage, in denen ich im Nebel stand, mich hilflos, klein und ungeliebt fühlte, mich meinen Dämonen stellte und mit meinen guten Geistern zusammenarbeitete, immer klarer wurde, mich Freunden anvertraute und mich mir selber offenbarte, Himmel und Hölle gleichermaßen erlebte. Das Aufschreiben hat mir geholfen, noch einmal ein paar Dinge zu erkennen oder neu zu sortieren. Alles hat seinen Sinn und viel öfter als wir denken, haben wir es in der Hand, die Qualität des Sinnes zu bestimmen. Fluch, Drama und Karma können ein Ende finden, gewandelt werden, wir brauchen es nur zu tun.
Während des Aufschreibens dieses Textes meldete sich jener Mensch, dessen Verschwinden so viel bewirkt hat. Er wurde nicht von Aliens gekidnappt oder von einem Auto überrollt. Er hatte nur immer etwas anderes zu tun, ständig war ihm jemand anderes wichtiger, als sein Interesse, mir zu begegnen. Das, liebe LeserInnen, ist jedoch sein Thema, nicht mehr meins. Ich danke diesem Menschen, der mir ein unsichtbarer Lehrer war und durch den ich einmal mehr eine Lektion im Fach „Selbstliebe“ meistern konnte. Das ist für mich definitiv ein schönes Happy End.

zu Teil I

 

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Photo by Julia Caesar | unsplash.com

2 Kommentare

  1. 7-27-2015

    „Ich erlaube mir, dass….“ wenn man dort angekommen ist, nach einem längeren Weg, dann löst das so ein inneres Lächeln aus, oder ?
    Am Ende kann uns immer nur eine einzige Person festhalten oder befreien: wir selber.
    Ich freue mich sehr für Dich und Dein Happy End und finde es stark, dass Du Deine Geschichte geteilt hast.
    GLG, Isa

    • 7-28-2015

      Liebe Isa,

      danke für Deine warmen Worte. Wenn es auch manchmal kaum möglich zu sein scheint, wir es nicht begreifen oder annehmen wollen; wir haben den Schlüssel für all unsere Gefängnisse in der Hand und wir sind unser/e eigene/r Super/wo/man.
      Und weißt Du, es mag stark sein, diese Geschichten aus meinem Leben zu teilen, doch meine Triebkraft scheint eine andere zu sein, als meine Stärke zu zeigen. Ich gehe durch mein Leben und begegne so vielen Menschen und habe dabei doch so selten wahrhaftige, authentische Geschichten zu hören bekommen. Nicht, dass nicht jeder so eine Geschichte in sich trägt, nein, so viele haben Angst, sie zu erzählen. Und ich habe mich mal gefragt, wieso ich Angst haben könnte, meine Geschichten weiterzugeben. Die Antwort war: Es gibt keinen Grund für Angst. Also: hier bin ich. Wo seid Ihr, mit Euren Geschichten?
      Du erzählst Deine schon, liebe Isa und dafür danke ich Dir sehr! ♥
      Herzgruß,
      Kristina

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