Fluch, Drama und Karma oder Praktizierte LebensKunst in vier Teilen – Teil III

Gepostet von am Jul 22, 2015 in GeDANKEnwelt

zu Teil II

Hingabe ist Aufgabe, nicht aufgeben

 

Mir ist bisher nichts im Leben begegnet, das von mir Selbstaufgabe erfordert hätte. Ich nahm viele Jahre an, es müsse so sein, doch da habe ich Hingabe mit Selbstaufgabe verwechselt. Und obendrein den Sinn nicht richtig begriffen. Selbstaufgabe hat für mich etwas mit Opfer zu tun. Und wo ein Opfer, da ein Täter. Und wer dieses Spiel mitspielt und Opfer ist, war oder wird auch Täter sein. Das ist für mich mittlerweile so angestaubt und überholungsbedürftig. Hingabe ist etwas, das ich mit einer solchen Liebe und Tiefe erfahre, die mit Worten schwer zu beschreiben ist. Sie ist nährend und kraftvoll. Vielleicht ist es so kurz am besten auf den Punkt gebracht: Selbstaufgabe erzeugt Mangel, Hingabe beschert Fülle.

 

Drama, Opfer und Täter – Konditionen über Generationen

 

Aber zurück zum Ausgangsthema, das manchen von Euch wahrscheinlich mehr interessiert, weil es um menschliches Drama geht und auf den ersten Blick wenig mit Selbstreflexion und Euch, den geneigten Lesern direkt zu tun zu haben scheint. So sind wir konditioniert. Hin zum Drama, weg von uns selbst. Was ein Irrsinn. Leben ist so viel Freude und voller Liebe, doch das sehen wir kaum mehr, denn wir schimpfen und bemitleiden, opfern und tätern, als gäbs kein Morgen mehr. Wir? Das war sehr verallgemeinernd und entspricht nicht der Wahrheit. Ich bin mir ganz sicher, dass unter Euch einige viele sind, die das Leben mittlerweile auch mit anderen Augen betrachten (wollen), so wie ich. Und deshalb erzähle ich Euch nun, wie ich mit diesem aktuellen Lebensthema umgehe.

 

Bekannte Situationen und ein erster Schritt

 

Dieser eine Mensch ist aus meinem Leben verschwunden und ich sitze mit meinen vielen Fragezeichen in Kopf und Herz da. Was ist geschehen? Was ihn betrifft, kann ich es Euch leider nicht sagen, da ich keinerlei Informationen dazu habe und mich nicht in wilden Spekulationen ergehen möchte. Ich kann Euch aber erzählen, was dieses Erlebnis mit mir gemacht hat und was ich nun mit ihm anfange. Wie immer hat dieses eine Erlebnis zig verschiedene Ansatzpunkte, Facetten und Ebenen für mich. Es hat mir gezeigt, wie sehr ich gereift bin und wie gut ich schon in mir ruhe. Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich kaum einen bösen Gedanken a lá: „So ein Idiot!“ oder: „Ich blöde Kuh!“ dachte, nicht mehr mein Niveau. Ich war sehr überrascht über das Geschehen, weil es aus meiner Sicht keinen Anlass oder Grund gab, der einen derartigen Rückzug rechtfertigt. Kurz habe ich darüber nachgedacht, ob ich etwas Falsches gesagt oder getan hätte, ließ mir das letzte Telefonat noch einmal durch den Kopf gehen. Es bestand die Möglichkeit, dass wir uns missverstanden hatten und einer nun auf die Meldung des anderen wartete. So etwas passiert, vor allem, wenn sich zwei mit einiger Unsicherheit begegnen. Ich sprang über meinen Schatten, ließ den kleinen Trotz hinter mir, der die Arme verschränkt hatte und bockig auf die Reaktion des anderen wartete und nahm noch einmal Kontakt auf. Doch auch dieser blieb unbeantwortet. Ok, dann war der Sinn der Sache also nicht, aus meiner Trotzecke herauszukommen und den ersten Schritt zu machen. Was ist es dann? Was will hier gesehen und was kann von mir erlöst werden?

 

Weitere Blicke hinter die Kulissen und neue Pfade

 

Zum wiederholten Male in meinem Leben ließ ich ähnlich gelagerte Begegnungen mit Menschen Revue passieren, mit dem Fokus, Gemeinsamkeiten zu entdecken, die mir bisher verborgen geblieben waren. Menschen, die mir besonders wichtig sind oder es werden könnten, begegnen mir, nähern sich mir an und auf einmal lösen sie sich in Luft auf. So unterschiedlich meine Beziehungen zu diesen Menschen auch waren, hatten sie doch einiges gemein. Mir erschlossen sich nun weitreichendere familiäre Zusammenhänge, die mich mal kurzzeitig an einen Ahnenfluch oder ähnliches denken ließen. Doch diese Sichtweise führte mich nur aus meiner schöpferischen Selbstverantwortung rein in grüblerische Hilflosigkeit. Diese Sackgasse hatte ich schon zu oft besucht, also schnell Blinker setzen und abbiegen. Diese analytischen Phasen wechselten sich mit sehr emotionalen ab, die alte Verletzungen zutage förderten, die mir zwar nicht unbekannt waren, deren Tiefe mich jedoch erschütterten. Ich nahm mich oft liebevoll in den Arm, bis die Tränen von selbst versiegten und habe kein weiteres Öl ins Feuer der schmerzhaften Erinnerungen gegossen.

 

Nichts ist von Dauer und auch Schmerz geht vorbei

 

Als alle Emotionen auf ein Normalmaß noch einmal durchlebt waren und alles gesehen war, was mir möglich war, war ich insgesamt friedlicher und auch stolz auf mich, doch es blieben einige, wie mir schien, sehr wichtige Fragen offen. Ich fand keine Antworten und kein Atmen oder Spazierengehen half, in meine Ruhe zurückzufinden. Das war der richtige Zeitpunkt, mich an Menschen zu wenden, denen ich vertraue und von denen ich weiß, dass sie mich genug lieben, um mich in meiner Unsicherheit, Unklarheit und Emotionalität aushalten zu können. So mutig ich immer wieder bin, so verletzlich bin ich in solchen Momenten. Ich kann dann nur schwer damit umgehen, wenn mir jemand mit der „falschen“ Sprache gegenübertritt. Ich brauche dann jemanden, der zwar klar und deutlich, aber auch sanft und liebevoll mit mir spricht, der mir genau zuhört und für diesen Augenblick sich selbst auch mal hinten an stellen kann.

 

Schweizer Käse oder Fels in der Brandung

 

Zum Glück gibt es diese Menschen mittlerweile in meinem Leben oder jene, die es zumindest versuchen. Obendrein bin ich zwar immer noch und immer mehr feinfühlend, doch nicht mehr dieses tief verwundete und schlecht versorgte Sensibelchen, das von falschen Tönen oder Worten durchbohrt werden kann, wie ein Schweizer Käse Löcher hat. Auch das hat viel mit selbstverantwortlichem Reifen zu tun. Kein anderer hat meine Wunden geheilt, sondern ich habe sie heilen lassen. Ab und an mit der Hilfe anderer, doch die Entscheidung, es zu wollen und es zu tun, kam immer von mir. Und nun gibt es sie, diese Menschen, die den passenden Ton treffen, die sich Zeit nehmen, mir Raum geben und denen es eine Freude ist, mir behilflich sein zu können. Im Austausch ist mir einiges klarer geworden, haben mich die Erfahrungen der anderen bestätigt oder auf neue Ideen gebracht. Ich habe in all diesen Stunden viel bewusst geatmet, sehr darauf geachtet, wann mir was gut tut. Ich habe gegessen und getrunken, wonach und so viel mir der Sinn stand. Ich habe mich liebevoll in die Schranken gewiesen, wenn aus Hinspüren Leiden und aus Nachdenken Grübeln werden wollte. Ich war mir liebevolle Mutter, aufmerksame Freundin, ließ mich Kind oder emotional sein, gestattete mir so ziemlich alles, was mit mir zu tun hatte.

zu Teil IV

 

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