Von einem Geburtstag, Erinnerungen, ungegangenen Herzenswegen und einem Tanz zu Dritt

Gepostet von am Jan 8, 2015 in GeDANKEnwelt

Da veröffentlicht Daniela Buchholz heute doch einen Blog mit dem Titel „~ Happy Birthday Elvis Presley ~“. Ich unterbreche meine Gedankengänge und lese ihn sofort, schmunzele über das Bild eines Großvaters, den ich ganz sicher auch vergöttert hätte und über die Erinnerung an Monchichis, die ich bei einer Schulfreundin zum ersten Mal sah. Meine DJane legt umgehend „In the Ghetto“ auf, das Lied, das mich wohl am nachhal(l)tigsten berührt hat. Ich sehe Bilder von Elvis Presley vor mir und Bilder meines Mütterchens, die Zeit ihres Lebens von ihm und seiner Musik, viele Jahrzehnte nur heimlich, geschwärmt hat. Als ich von ihrer Schwärmerei erfuhr, schenkte ich ihr bei der nächstbesten Gelegenheit eine Doppel-CD mit allen Hits. Ihre Freude darüber habe ich bis heute nicht vergessen, denn sofort steigt ihr Bild in mir auf. Ich sehe sie, wie sie mich ungläubig anschaute, wie ihr Blick zwischen mir und der CD immer hin und her ging, bis langsam ein Begreifen (oder Erinnern?) einsetzte. Als sie die CD beiseite legte, fragte ich sie intuitiv, ob sie sie nicht gleich hören wolle. Wieder traf mich ein ungläubiger Blick, der von ganz tief drinnen kam und den ich bis dato noch nie, zumindest nicht oft von ihr gesehen hatte.

Ein leises „Oh ja, sehr gern! Doch ich höre sie mir an, wenn du weg bist, das ist ja sicher nichts für dich.“ und die kaum merkliche Geste eines In-sich-Kriechens – es hat mir fast das Herz gebrochen. Dieser Moment hat mir einmal mehr verdeutlicht, wieviel von sich, ihren Träumen, ihren Hoffnungen, ihren Wünschen und Befindlichkeiten dieser Mensch vor mir, der mich auf die Welt gebracht hat, über die Jahrzehnte in sich verschlossen hat, so fest verschlossen, dass sie ganz viel davon selbst vergessen hatte. Ich nahm die CD und legte sie mit den Worten in den Player: „Von wegen Elvis ist nichts für mich! Ich liebe seine Musik.“ und drehte die Lautstärke gleich ein wenig höher. Die ersten Akkorde erklangen und ich wendete mich wieder meinem Mütterchen zu. Ihr Blick klebte regelrecht an mir. Er war eine Mischung zwischen „Will die mich jetzt veräppeln oder meint sie das ernst?“, dem Erkennen des ersten Titels gepaart mit der Freude, ihn nach vielen Jahren wieder zu hören und der Frage, die ich in den letzten 2,5 Jahren ihres Lebens oft in ihren Augen sah: „Wer ist diese Tochter eigentlich, die so herzlich ist, mit ihren vielen Facetten in keine Schublade passt und mich mit ihrer Art so sehr an mich in jungen Jahren erinnert?“

Wir haben noch oft in den letzten 2,5 Jahren ihres Daseins bei der Musik von Elvis Kaffee miteinander getrunken, gelacht und ab und an über so manche Mutter-Erinnerung geredet. Immer mehr öffnete sie ihr Herz, vor allem für sich, entdeckte sich wieder, erlaubte sich, ein paar Träume und Wünsche aus der Versenkung zu holen. Auch sie wollte Zeit ihres Lebens nur eines: aus dem Herzen leben, so wie ich, so wie Elvis und so viele andere Menschen auf diesem Planeten. Leider gelang es ihr wie Elvis nicht, den Herzensweg zu gehen und ein Leben voller Freude und normaler Verrücktheiten zu führen.

Liebes Mütterchen, lieber Elvis, ich mag euch heute folgendes sagen: Wenngleich ihr euch für einen Weg entschieden habt, der ein sehr trauriger und leidvoller war, so habt ihr es doch geschafft, Menschen mit eurem Sein tief im Herzen zu berühren. Der eine ein paar mehr, die andere wohl weniger Menschen, doch jede einzelne Herzberührung, die uns, aus uns heraus, bei einem anderen gelingt, ist für die Ewigkeit. Ihr habt Großes geschaffen und dafür danke ich euch, von Herzen und mit ganz viel Liebe. Ich lasse jetzt noch ein paar von Elvis` Liedern aus den Boxen schmettern und stelle mir dazu vor, dass mein Mütterchen und er, da wo immer sie jetzt beide sind, dazu eine flotte Sohle aufs Parkett legen. Vielleicht kommt Mütterchen ja gar ein wenig ins Schwitzen, weil Daniela´s Großvater mit von der Partie ist. Schmunzelnd tippe ich die letzten Gefühldanken, bin voller Freude und sage: „Danke Daniela für diese wundervolle Inspiration! Danke Mütterchen, dass du uns diese letzte Zeit gestattet hast. Danke für all die großartige Musik und happy Birthday, Elvis Presley.“

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3 Kommentare

  1. 1-8-2015

    Du kannst mit Worten zaubern, Kristina. <3

    • 1-12-2015

      Eine Wort-Magierin sozusagen? 😀
      Danke Barbara! <3

  2. 2-7-2015

    Wer hineinfühlen kann und Menschen kennt, die nicht aus dem Herzen leben können oder konnten, verspürt einerseits deren Entbehrung, Leere oder Traurigkeit. Vielleicht auch Angst die sie daran hinderte bis hin zur Resignation. Aus welchem Grund auch immer.
    Aber andererseits ist auch die Hoffnung auf die nächste Generation, die es besser haben soll und genau das leben soll. Diese Hoffnung ist innen drin ein Licht, eine Kraft, die Leben erhält mit dem Satz: „Dafür lohnt es zu leben und zu arbeiten“. Es ist eine stille Kraft und Freude die da wirkt. Auch das ist Leben.
    Und wir? Erkennen wir, was Menschen vor uns geleistet haben, damit genau wir heute leben?
    Also leben im wahrsten Sinne? Leben mit Herz und Freude!
    Was ich meine: Die einen pflanzten, die anderen hegten und pflegten, wieder andere gießen. Im weiteren Verlauf gibt es die erste Ernte. Freut sich nur der, der erntet? Alle können sich herzlich freuen, denn das Ziel ist erreicht, die Mühe hat sich gelohnt. Nun geht’s mit Dankbarkeit weiter. Herzlich und liebevoll. Ich wünscht, jeder hat so einen Garten namens „HerzensReich“

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