Gepostet von am Mai 26, 2014 in GeDANKEnwelt

Noch vor ein paar Tagen verzog ich mich notwendigerweise in mein Schneckenhaus. Ist es dann Zeit, den Rückzug zu beenden, folgt ein Befinden, das einem riesigen Vakuum gleicht. Wie im Nebel stehend oder, wie ich mittlerweile liebevoller sehen kann, in Watte gepackt, fühle ich mich dann. Kaum etwas von Außen erreicht mich in meinem Inneren, zumindest nichts Zusammenhängendes. Nur einzelne Worte, Klänge, Namen o.ä. erreichen diesen inneren Ort in mir und sorgen für Resonanz. Von Klarheit oder Weit-Sicht jedoch fehlt jede Spur. Mein Tun wirkt auf mich zusammenhanglos. Gefühldanken, so denn sie sich überhaupt be-greifen lassen, ergeben wenig Sinn. Damit geht ein Druck einher, der so irrational wie schwer auszuhalten ist. Etwas tun müssen! Aber was? Etwas schaffen sollen! Aber was? Etwas leisten sollen! Noch mehr? Früher rannte ich wie irr durch diesen Nebel, versuchte mit blinden Aktionen, den Nebel zu lichten oder trotz Nebel einen Weg zu sehen und zu gehen, den „Stimmen“ in meinem Kopf gerecht zu werden. Heute bleibe ich so gut es geht in Ruhe, atme viel, spüre mich, halte mich aus, ohne vor mir weglaufen zu wollen. Ich frage mich ganz bewusst Dinge, die ich sonst intuitiv weiß. Was brauche ich jetzt? Was mag ich essen, trinken und wieviel wovon? Was möchte ich jetzt tun? Ansagen, die mit „Ich sollte dies oder jenes“ beginnen, lasse ich fallen. Ich soll gar nichts. Entweder ich mag, was zu tun ist, oder ich lasse es. Was sich so leicht schreiben lässt, ist ein gefühlt unendliches Hin und Her. Stellt Euch ein Kind vor, das mal dieses und mal jenes will, etwas anderes braucht, das es jedoch nicht artikulieren kann und all das lautstark einfordert, ohne je mit etwas von all dem zufriedengestellt werden zu können. Dieses Kind weiß bzw. erfährt auch, dass all das nicht den gewünschten Effekt hat, das Unwohlsein nicht aufhört, es Euch zu nerven beginnt. Die Liebe scheint aus dem Miteinander zu weichen und es leidet noch mehr. Na, irgendjemand Lust auf so eine Situation mit einem Kind? Dieses Hin und Her in mir ist sehr anstrengend. Gelassenheit vs. Hummeln im Hintern, Raum geben vs. Forderungen stellen, Bedürfnisse befriedigen vs. Mangelfühldenken… Früher waren diese Phasen Krieg für mich. Kampf mit mir gegen mich und all jene, die ich, bewusst oder unbewusst, für meinen „Zustand“ verantwortlich machen konnte. Heute empfinde ich es als ein Ringen. Ein gegenseitiges Belauern, den Versuch, die Taktik des Gegenübers zu ergründen, um den nächsten Schritt vorauszusehen. Ein miteinander Tänzeln, Zupacken und Umwerfen. Mal obenauf, mal auf dem Boden. Sobald mir jetzt bewusst wird, dass ich mich mit dem Thema, der Befindlichkeit im Ring befinde, trete ich aus der Situation zurück. Ich atme, mache mir bewusst, dass all das „nur“ ein Schauspiel auf der Bühne meines Theaters ist. Aus dem (mit mir) Ringen wird ein friedlicheres Betrachten können. Ich bin nicht länger Ringer, sondern Zuschauer. Ich schaue mir einfach nur an, was da für ein Stück gegeben wird, wie viele auf der Bühne stehen, wer mit wem und warum nicht. Ist es mir möglich, ins relativ wertfreie Betrachten des Theaterstückes zu gehen, bin ich schon auf dem besten Wege. Ja, ich bin wieder auf dem Weg. Der Nebel verzieht sich, Stück für Stück. Die Watte (die wohl meine Rüstung für den Ringkampf ist) löst sich Schritt für Schritt auf. Ich verlasse das Vakuum. Was dann kommt, sind Fragen. Doch dazu morgen mehr. 

Nebel

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