Wind aus Westen oder Ich bin mein eigenes Theater

Gepostet von am Jan 11, 2015 in GeDANKEnwelt

Der aus Westen kommende stürmische Wind rüttelt wild an den Bäumen und treibt die Wolken nach Osten. Nach vielen Tagen des Himmelgrau zeigt sich die Sonne mal wieder ab und an. Ihr Strahlen und die warmen Temperaturen lassen den bunten Frühling mehr als nur ahnen. Fast scheint es, er wäre schon da und das Anfang Januar. Wie bezeichnend dieses Naturschauspiel für das ist, was auf Erden gespielt wird. Von uns Menschen. Doch wer ist Wind, wer Baum, wer Wolke? Was treibt der Westen nach Osten vor sich her? Gibt es gar kein Grau, sondern nur ganz viel Bunt, das ab und an nur nicht ausreichend strahlt? Ist die scheinbar festgeschriebene Einteilung von Zeit nicht mehr als eine erstarrte Illusion, die es loszulassen gilt? Loslassen, um sehen zu können, dass die Dinge anders sind? Ich sitze bei meinem Kaffee und beobachte das Schauspiel vor dem Fenster. Ich beobachte meine Gefühldanken und staune einmal mehr darüber, wie offenkundig und klar sich die Dinge doch immer wieder zeigen, so einfach, ganz gleich, an welchem Ort wir uns befinden. Es gilt nur still hinzuschauen, mit den Augen, dem Herzen.

Da weht ein Sturm von Westen über die Welt und treibt alles, was nicht baumähnlich in sich und an seinem Standort verwurzelt ist, wie Wolken vor sich her nach Osten. Ließen wir alle unsere innere Sonne scheinen und unsere Herzen Wärme ausstrahlen, bliebe bei all dem Bunt nur noch wenig Grau zu sehen. Ließen wir alle bereitwilliger Gewohntes, gar Erstarrtes, unsere Illusionen los, fiele es uns so viel leichter, die stetige Veränderung des Lebens anzunehmen. Ja, Wind wird es immer wieder geben, bringt er doch auch die Frische aller Himmelsrichtungen mit sich. Ja, hin und wieder werden ein paar Bäume brechen oder entwurzeln, doch schaffen sie so auch Raum für neue und kein Baum ist für die Ewigkeit und aus seinem Holz kann obendrein Neues entstehen. Auch Wolken wird es immer wieder geben, ohne sie gäbe es keinen Regen und was wäre der Himmel ohne sie? Die Sonne wird nicht immer strahlend am Himmel stehen, doch ist sie immer da und ist es nicht auch schön, ab und an im Dunkeln die Sterne betrachten zu können? Vielleicht wird Mensch sich immer an einer gewissen Zeiteinteilung orientieren, doch wäre es nicht schön, wenn diese weniger festgeschrieben und illusionär starr wäre?

Dieses Naturschauspiel vor meinem Fenster scheint alles über das menschliche Spiel zu wissen. Wieviel wissen wir über unsere eigenen Spiele? Wie klar sind wir uns bei den Regeln, die dieses Spiel des Lebens zu bestimmen scheinen? Wie aktiv spielen wir dieses Spiel oder lassen wir uns bespielen? Und gehen wir mal einen Moment davon aus, dass die Natur so viel über unser Schauspiel weiß, wieviel wissen wir über das ihre? Wenn die Natur in der Lage ist, mit Darstellern wie Wind und Wolken, Bäumen, Sonne und Jahreszeiten unser menschliches Schauspiel darzustellen, wie kommen wir dann darauf, wir seien losgelöst von ihr oder könnten uns etwas so großes Untertan machen? Und wenn das alles hier nur ein Schauspiel ist, warum genießen wir es dann nicht mehr? Warum gehen wir immer und immer wieder in ein kriegerisches Drama, obwohl uns nach etwas Leichtem mit viel Herz, Witz und Tiefgang ist?

Der aus Westen kommende stürmische Wind rüttelt wild an den Bäumen und treibt die Wolken nach Osten. Ich beobachte das Naturschauspiel vor dem Fenster, stelle meine leere Kaffeetasse ab und nehme auf dem Regiestuhl meines eigenen kleinen Theaters Platz. Hier bin ich alles und für alles verantwortlich. Ich habe Lust, auf einen leichten Tag, mit viel Herz, Witz und Tiefgang. Nun denn, möge das Schauspiel beginnen.

Teatro-la-fenice-sala

1 Kommentar

  1. 2-7-2015

    Danke, liebe Kristina, für die schöne Formulierung wie die Natur unser Schauspiel darstellt. Früher hat man in die Sterne geguckt, um die jeweilige Lebens-Szene zu begreifen. Dazu mußte man einen Weisen oder Magier bemühen.
    Heute brauchen wir „nur“ in uns und das eigene Leben zu schauen, um Bescheid zu wissen woher der Wind weht. Manche nennen es heute noch Schicksal und treiben dahin. Die aufgewachten, bewussteren kennen aber das Bild mit dem Segelschiff und dem Satz „Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern die Stellung der Segel“. Na denn, auf die Bühne, fertig, los! Wir haben einen neuen Kurs!

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