Sinfonie am Morgen

Gepostet von am Mai 31, 2014 in GeDANKEnwelt

Die klare Morgenluft ist erfüllt von hunderten Stimmen. Viele unterschiedliche Vögel vermag ich auszumachen, ohne, dass ich sie namentlich benennen könnte. Die Blätterkronen der Bäume rauschen und singen mit dem fließenden Bach ein gemeinsames Lied. Insekten brummen hin und wieder vorbei. Das ein oder andere Flugzeug am Himmel fügt ein leises Grollen hinzu. Welch eine Sinfonie! Der Ruf eines Silberreihers, einem Solo gleich, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sehe ihm beim Fliegen zu. Es ist mehr ein Segeln. Ich halte Ausschau nach den Milanen und den Schwalben, deren Flugkünsten zuzuschauen, eine Freude ist. Just zeigt sich ein Rotmilan. Kraftvoll schlägt er die Schwingen, kommt auf Flughöhe und gleitet majestätisch übers Tal.
Während ich all das wahrnehme, staunend und dankbar aufnehme, tue ich es den Wolken gleich. Ich lasse meine Gefühldanken ziehen, lasse sie vom Wind der Veränderung über meine inneren Himmel treiben. Ein leichter Wind ist es heute. Spielerisch lässt er Wolken aus Gedanken, Gefühlen, Gefühldanken und Gefühldankenbildern vorüberziehen. Bruchstückhaft erkenne ich das Ein oder Andere, erahne Formen, Themen in den Wolkenkonstrukten. Doch bleibt keines lange genug in Sichtweite, um es intensiver betrachten zu können. Richte ich den Blick nach Außen, versinke ich im Grün des Waldes, das noch immer die vielen Schattierungen des langsam zu Ende gehenden Frühlings zeigt. Alles ist Veränderung. Ein Entstehen und Vergehen. Wir Menschen haben das in der Tiefe seiner Bedeutung fast vergessen. Wie wir auch vergessen zu haben scheinen, dass in diesem steten Wandel der Veränderung eine Konstante zu finden ist: das Sein. Weil wir nicht mehr aufs Sein orientiert sind, sondern darauf, was wir zu sein haben glauben müssen. Doch auch das alles Gedanken, die nicht neu sind, die viele Menschen haben, vielleicht seit Anbeginn der Zeit, da Mensch sich wichtig nahm. Zu wichtig nahm. Seine Abnabelung von der Natur ist kräftig nach hinten losgegangen. Bei diesem Abnabeln ist eine Trennung geschehen, kein natürlicher Schritt im Prozess der Reifung. Kinder sind wir, in er- bzw. gewachsenen Körpern. Liebenswerte, göttliche Kinder, die ein Spiel spielen, dessen Richtlinien sie vergessen haben oder aus Abenteuerlust ignorieren. Ein Spiel in dem wir zu viele Komponenten und Mitspieler ausgeblendet haben. Ein Spiel, dessen Größe und Komplexität uns über den vermeintlich erwachsenen Kopf wächst.

Meine Gedanken überschlagen sich, die Finger können nicht so schnell tippen, wie die Worte in die Tasten fließen wollen. Da ist sie wieder, diese Quelle in mir. Die Quelle aus der es sprudelt. Es. Wissen. Wissen, das alle Fragen beantwortet. Wissen, das für mich die Quelle allen Seins ist. Wissen, von dem ich glaube, das es allem innewohnt. Und da ist sie wieder, diese tiefe innere Ruhe, die mich erfüllt, die mich ausfüllt, da ich keine Fragen mehr habe, keine Antworten mehr brauche. Ich tauche ein in die Sinfonie diesen Morgens, wissend, dass wieder Fragen kommen werden. Scheinbar die gleichen, wie so oft. Doch es wird anders sein, denn alles ist Veränderung.

Sinfonie

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Pin It on Pinterest

Share This