Selbstliebe vs. Egoismus

Gepostet von am Mai 21, 2014 in GeDANKEnwelt

Kürzlich, auf einer meiner Reisen, lebte ich mit ein paar Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der eine herzenswarm, sehr bei sich. Der andere einer von der Sorte, die einem den Atem rauben, sobald mensch mit ihnen in einem Raum ist. Kennt Ihr das? Dieses einengende Gefühl, das einem diese Menschen vermitteln, die immer in Hab-Acht-Stellung sind, keine Situation auslassen (meint, auch jede noch so unpassende Situation dazu zu machen), sich und ihre Befindlichkeiten, vorhandenes Wissen mitzuteilen. Sie dominieren schnell alles, weil sie überall auf- und eintauchen, alles an sich reissen und auf sich beziehen. Ebenso schnell fühlen sie sich ausgeschlossen und vernachlässigt. Das Zusammensein mit solchen Menschen ist für mich immer sehr anstrengend gewesen. Ich selbst meine ein Mensch zu sein, der oft in den Moment eintaucht, viel wahrnimmt, viel mitzuteilen hat. Doch liegt es mir fern, Menschen, die mit mir sind, einengen zu wollen. Und so hinterfragte ich einmal mehr meine Beobachtungen und Gefühldanken, versuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen. Die Konstellation meiner Gastgeber gab mir deutlich den Unterschied zu verstehen, wie es sich anfühlt, Raum zu geben oder Raum zu nehmen. Ein Thema, das in den letzten Monaten meines Entdeckens immer wieder auftauchte, schmerzte, gelöst werden wollte. Auf dieser Reiseetappe ist mir dank dieser Menschen etwas (noch) klar(er) geworden. Treffen Menschen aufeinander, ergibt sich immer ein unweigerliches Miteinander. Menschen, die Raum nehmen, springen in den Lebensfluss des anderen, baden darin, saugen gut tuendes in sich auf und suchen mit Taucherbrille bewaffnet nach den schlammigen Gefilden, die jedes Gewässer irgendwo hat. Es entstehen Strudel und das Fließen des Flusses verändert sich an diesen Stellen. Blöd daran ist, dass diese Unruhe im Fluss des anderen entsteht, so denn er sich nicht klar abgrenzt, den Eintauchenden zurück in dessen eigenes Flussbett verweist. (Doch wer kann und will das schon, immer und zu jeder Zeit?) Menschen, die Raum geben, verbinden sich ein Stück weit mit dem Lebensfluss des anderen und gemeinsam entsteht ein Strom, der viel Energie freisetzt, die in ähnliche Richtungen fließt. Dabei bleibt ein jeder stark bei sich, denn nur dann hat der Fluss die ihm ureigene Kraft. Ich behaupte, diese Menschen haben sich erinnert, ob bewusst oder un(ter)bewusst, dass Miteinander Möglichkeit gibt, zu lieben, trotz aller Unvollkommenheiten, statt das Miteinander zu einer Bedürfnisbefriedigung der eigenen Unvollkommenheiten zu machen.
So simpel erklären sich mir letztlich Krieg & Frieden. So simpel erklärt sich mir, warum Selbstliebe wichtig und nicht zwangsläufig Egoismus ist.

Fluss

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