Einmal den Himmel berühren oder Vom Nichts haben und doch Alles sein

Gepostet von am Sep 18, 2014 in GeDANKEnwelt

Es ist früh am Morgen. Die ersten Vögel beginnen vorm Fenster ihr Lied. In der Ferne höre ich die Schnellstrasse, so still ist das kleine Örtchen noch. Luna steht in abnehmender Sichel am immer heller werdendem Himmel. Solaris beginnt die kleinen Wölkchen am Osthimmel in Rot und Orange zu tauchen. Meine Füsse kribbeln angenehm, nachdem ich barfuss auf der moosreichen Wiese hinterm Haus ein paar Schritte ging. In mein wärmendes Tuch gehüllt, verabschiedete ich die Nacht und begrüßte den neuen Tag. Etwas unendlich Friedliches liegt in der Luft.

Es ist diese majestätische Stille der Schöpfung, dieses Sein, mit allem, was ist, das mich ein ums andere Mal so tief berührt. Für einen Moment verstummen alle Gedanken, gerät jedes Tun in Pause. In diesem Moment bin ich einfach. Ich bin ein Teil all dessen, was da um mich ist. Ich spüre keine Grenzen zwischen meinem Körper und dem, was mich umgibt. Mein Unten versinkt im weichen, morgentaufeuchten Gras und mein Oben reckt sich ganz von selbst Richtung Himmel und berührt ihn fast. Ich nehme Sträucher, Bäume, den nahegelegenen See wahr. Es ist ein Gefühl, als sei ich genau jetzt an jedem einzelnen Ort, den ich wahrnehme. Es ist, als tauchte ich in den Himmel ein, badete im See, läge auf der Wiese, im Moos versinkend. All das zur gleichen Zeit, genau Jetzt.

Für einen Moment bin ich Eins mit Mutter Natur und allem, was da ist. Ich habe keine Fragen, keine Antworten. Da ist kein Wollen, Sollen oder Müssen, keine Ängste oder Zweifel. Selbst Freude oder Liebe empfinde ich in diesem Moment nicht. Ich denke nicht, bilde keine Worte für all das, beschreibe nicht einmal in Gefühldanken, was ich empfinde. All das tue ich erst jetzt, da ich mit meinem Kaffee am Küchentisch sitze und versuche, diesen eben erlebten Moment des Seins in Worte zu kleiden. In diesen Momenten des Einssein mit der Schöpfung tue ich nur eins bewusst: ich atme. Mit jedem Einatmen weiten sich die kaum mehr spürbaren Grenzen meines Körpers. Mit jedem Ausatmen dehnt sich meine Wahrnehmung, mein Bewusstsein aus. Ich atme, also bin ich.

Luna steht in abnehmender Sichel am heller werdendem Himmel. Solaris färbt kleine Wölkchen in zarte Farben. Ich stehe barfuss im Gras, nur mit ein wenig Kleidung am Körper. Ich habe in diesem Moment nichts, außer mich selbst und bin alles, was Leben ausmacht.

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