Ein feuriger Liebesbrief

Gepostet von am Apr 3, 2015 in GeDANKEnwelt

Lieber Mensch, ich mag dir heute schreiben. Es wird ein langer Brief und er wird dir stellenweise vielleicht nicht gefallen, doch sei dir gewiss: diese Zeilen verfasse ich in tiefer Liebe zu dir. Ja, ich liebe dich, mehr als du fassen, glauben oder dich selber lieben kannst. Ich sehe dich, sehe, wer du bist und wer du zu sein denkst. Deshalb und trotzdem liebe ich dich. Liebe ist so viel größer, als du bisher annimmst. Doch ist Liebe nicht immer nur rosarote Schmetterlinge und fliegende Herzen, sie ist so viel mehr. Wahre Liebe ist bedingungslos, ehrlich, authentisch. Aus dieser Liebe heraus, so sehr ich in der Lage bin, sie zu leben, habe ich dir ein paar Dinge zu sagen. Und wie so oft wird das Ende überraschend sein. Bist du bereit?

Lieber Mensch, es ist an der Zeit dir zu sagen, dass du nervst. Trotz allem positiven Denken, aller kritischen Selbstreflektion und Übung in Gelassenheit finde ich: du nervst! Du nörgelst über das Wetter, ereiferst dich politisch, verkaufst deine Seele an den Meistbietenden und bekommst dafür oft weniger als nichts. Du betest zu Göttern, flehst zu Engeln, bestellst beim Universum als wäre es ein Onlineshop. Und schon wieder nörgelst du herum, weil Bemängeltes, Ereifertes, Erbetenes, Erflehtes und Bestelltes nicht in angemessener Zeit oder Qualität eintrifft. Du stellst Forderungen an andere in der Erwartung, sie hätten sie zu erfüllen und bist enttäuscht oder wütend, wenn es anders kommt. Du denkst dir die dickste Scheiße in schillerndes Pink mit Glitter obendrauf und wunderst dich, warum das Ding weiterhin stinkt. Du gierst nach Sensationen und weidest dich mitleidend am Lebensverlauf anderer. Du kritisierst und vergleichst, bewertest und verurteilst, hängst deinen Illusionen an und folgst den Träumen anderer. Du hetzt und hastest, du kriechst und duckst, du rasselst mit den Säbeln, obwohl dir der Arsch voller Tränen steht.

Lieber Mensch, ich weiß, du bist so unendlich müde, fühlst dich kraftlos, ratlos und überfordert, gebärdest dich wie ein Kind, dem Mittagsschlaf fehlt. Du tust ja auch so viel. Doch du hinterfragst zu selten, was du da eigentlich und warum und für wen tust. Während du es mit irgendwas oder irgendwem doch gut meinst, trennst, bewertest, vergleichst, verdrängst und bekämpfst du. Wir haben uns so eine Gesellschaft des Egoismus konzipiert. Jeder ist sich selbst der nächste, auch die, die es immer gut mit anderen meinen. Wir kreiseln so um uns selbst, dass uns ganz schwindlig ist. Das wollen so wenige von uns wahrhaben oder nur in Erwägung ziehen, dass es wahr sein könnte. Nicht das schlechte Wetter schlägt dir aufs Gemüt, deinem Gemüt geht es schlecht! Nicht erst irgendein Handelsabkommen sorgt dafür, dass es dir an den Kragen geht, du steckst jetzt schon im Schlamassel! Du wünschst Dir Liebe und Schönheit für diese Welt und erträgst den Blick in den Spiegel nicht oder nur, wenn Styling und MakeUp dir ein anderes Ich zeigen. Kein Wetter, keine Regierung oder Politik, keine Frequenzerhöhung, Erleuchtung oder irgendein anderer Aufstieg wird dir da raus helfen, wenn du es nicht selber tust! Ja, ein jeder darf tun und lassen, was er will und das tun wir wahrscheinlich schon seit Anbeginn der Zeit. Und sieh nur, wo uns das hingebracht hat. Du löscht die Feuer immer und immer wieder mit Öl und wunderst dich über den globalen Flächenbrand.

Lieber Mensch, die Feuer brennen in dir. Sie könnten die Flammen sein, die dich durch Dunkelheiten führen, die dich wärmen, wo immer du bist. Doch alles ist mit allem verbunden und so ist jeder Tropfen Öl, den du ins Feuer anderer gießt, ein Tropfen in deine eigenen. Und sieh, wie die Feuer toben! Sieh, wie es dich von innen her auffrisst, ja, wie sehr du dich daran gewöhnt hast, bei lebendigem Leib zu verbrennen! Das Schlechte, Kranke dieser Welt von dem du dich versuchst zu trennen, loszusagen, das du verdrängst, bekämpfst – es ist in dir. Da sind die Wunden, die nie verheilt sind, die Worte, die nie gesagt oder gehört wurden, die Taten, die nie getan oder vergeben wurden, die Ideen, die nie gelebt wurden, die Liebe, die du nie oder zu selten erfahren hast. Du hast dich irgendwie verarztet, meist, ohne es zu wissen, hast in dir Mauern erbaut, so viel Schönes in Kisten verschlossen und meist, ja meist sogar den Schlüssel weggeworfen. All das trägst du in dir, jeden einzelnen Moment, ohne es zu wissen oder es wissen zu wollen. Deshalb leidest du greinend wie alte Weiber mit, statt stark und still mit viel Gefühl die Hand zu reichen. Deshalb schimpfst und tobst du, wenn Grenzen versetzt oder Mauern niedergerissen werden, die du doch für sinnvoll hältst. Du spürst deinen eigenen Schmerz, ohne es zu wissen oder wissen zu wollen. Du zeigst mit dem Finger oder brüllst nach Strafe für die Schuldigen, häufst an und bist doch nie zufrieden. Denn der Kampf tobt weiter in dir. Auch all das Beten und Flehen und Wünschen hilft dir nur bedingt, denn ganz allein du bist der Schöpfer deines Lebens. Keiner wird kommen, um dich und die Welt zu retten. Sie ist nur das Abbild all der lodernden Kampffeuer in den Menschen, in dir. Keiner wird retten können, der mit Säbeln und Ölfässern in den Krieg zieht, damit endlich Frieden wird.

Lieber Mensch, ich weiß, du bist zu Großem fähig! Ja ich weiß, du bist groß. Schau hin, was aus dir, aus deiner und der ganzen Welt geworden ist. Fühle deinen Schmerz, statt den der anderen zu bemitleiden. Fühle die Leere in dir und beobachte, womit du sie zu füllen suchst und ob dich das wirklich satt macht. Beobachte dich, wie oft du meinst, anderen etwas Gutes zu tun und entlarve dich ehrlich, wie sehr du hoffst, es möge dir gut tun. Sei ehrlich, wie oft du einen anderen zu lieben glaubst und dich selbst so wenig lieben kannst. Schau und fühle, beobachte dich. Ich weiß, du kannst das und ich weiß, du schaffst das.

Lieber Mensch, begegne dir selbst, hüte deine Feuer, liebe dich zu allererst, auch wenn das egoistisch klingt. Das ist es nicht. Stell dir vor, jeder Mensch ist ein Haus. Wo würdest du gern wohnen, welches gern besuchen, in welchem auch mal Schutz und Unterkunft erbitten? In einem, wo die Feuer sanft das Holz im Kamin zum Knistern bringen? In einem, wo schwelende Feuer mal hier mal da auflodern? Oder in einem Haus, das selbst lichterloh brennt?

Lieber Mensch, ich weiß, dass du all das weißt. Ich bin nicht schlauer oder erleuchteter oder größer als du. Ich bin ein Mensch, genau wie du. Und genau genommen, bin ich du und du bist ich. Wie also könnte ich dich schelten oder belehren, ohne mir all das selbst anzutun? Ich schreibe dir all das, weil ich dich liebe, so sehr wie mich selbst. Ich schreibe dir das, weil es endlich an der Zeit ist, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe, obwohl du vieles davon tust und glaubst, du seiest der Liebe nicht wert. Ich liebe dich.

Sieh, meine Feuer dienen mir wieder, machen mein Haus zu einem warmen, statt brennendem Ort. Sie tun es, weil ich mir begegnet bin, ich auf mich schaue, mich fühle, beobachte, immer wieder. Ich weiß, wie schwer es erscheint, sich den eigenen lodernden Feuern zu stellen, sie zu löschen, manches auch der Zerstörung der Feuer preis zu geben, um es danach neu aufzubauen. Ich weiß es, weil ich all das getan habe und immer wieder tue. Es ist nicht so schwer und die großen Brände werden weniger. Jedes Feuer hat eine Quelle und wenn du die erreichst, ist es ein Leichtes, ein knisterndes Feuer im Kamin zu haben, anstatt ständig in Angst leben zu müssen, die neuaufgebaute Hütte brennt einem in Kürze wieder unterm Hintern weg. Nähere dich der Quelle deines Feuers und du wirst wieder zum Hüter statt zum Feuerwehrmensch oder gar Brennholz. Es ist möglich und gar nicht so schwer, wie es erscheint. Und wir werden immer mehr. Bist du dabei?

Mensch, ich liebe dich. Wofür immer du dich entscheidest, was immer du tust. Ich weiß um die Kraft der Liebe und um meine. Letztlich ist es nur Liebe, die dir zu fehlen scheint, während du in den Feuern deiner Angst zu verbrennen drohst. Beende diesen Irrsinn, jetzt, hier und heute und sofort. Du kannst es! Ich weiß es, denn ich sehe dich und das, was du wirklich bist. Und wie schön ist die Vorstellung, dass wir uns an heimeligen Feuern besuchen und dem anderen für einen Augenblick ein Zuhause sind.

Ich liebe dich.
Kristina

Liebesbrief

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