Der Weg beginnt mit dem ersten Schritt oder Vom Scheitern

Gepostet von am Apr 20, 2015 in GeDANKEnwelt

Der Tag begann mit Hoffnungslosigkeit, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit mit dramatischer Nähe zur Selbstaufgabe. Wieder einmal diente mir alles der Bewusstwerdung. Und so wurde ich mir einmal mehr über mein traumatisiertes Dasein bewusst, das dekoriert mit schmerzenden Emotionen und Zweifeln, dass es je gelöst sein wird, umwickelt mit Trauerflor, verziert mit einer hübschen Portion Selbstmitleid das Fass zum Überlaufen brachte. Mir stand heute Mittag das Wasser bis unter dem Haaransatz und mein Drang, wie wild ums Auftauchen zu kämpfen, war fast gleich Null. Ich wollte nicht aufgeben, doch fiel mir nichts anderes ein, als mich fallen zu lassen. Rein in den Schmerz, das Selbstmitleid, die Zweifel, dass alles und mein Leben einen Sinn hat.

Ich war heute nicht bereit, mich mit der Liebe zur Natur zu trösten oder mit dem Glauben an diese übersinnliche Kraft (Gott, Universum, Engel wie auch immer). Ich war nicht bereit, mich mit Musik oder alltäglichen Verpflichtungen abzulenken. Ich war auch nicht bereit, mich unter der Bettdecke zu verkriechen, in der naiv anmutenden Hoffnung, es würde schon alles zu etwas gut sein. Ich war bereit, mir all das anzusehen, auch wenn es mir fast den Atem raubte und das Potential innezuhaben schien, mir meinen Lebenswillen nehmen zu können. Ich weiß nicht, zum wievielten Mal ich mich bereit erklärte, mich meiner finstersten Dunkelheit zu stellen. Und so tauchte ich ein und unter, voller Hingabe in meine Entscheidung. Paradox wie das Leben nun mal ist, halfen mir dabei das prachtvolle Frühlingswetter, das fröhliche Vogelkonzert und das nicht beweisbare Gefühl, gehalten zu werden.

Gefühldankenbilder kamen und gingen, Tränen flossen und versiegten. Polaritäten wurden klar greifbar und danach doch wieder ein Ganzes. Meine innere Reise führte mich wild durcheinander vom Jetzt in die Vergangenheit und in die Zukunft. Wünsche, Illusionen, Träume, Prägungen und Konditionierungen zogen in Paraden vorbei. Mal konnte ich sie klar definieren und zuordnen, mal war es nur ein Knäuel nicht greifbarer Knoten. Ich vertraute mich meiner inneren Stimme an, die mir sagte, wann ich die Hände in den Schoß legen sollte, wann es galt, eine Email zu schreiben oder einen Artikel im Netz zu lesen. Die Summe aus all dem führte mich zu einer neuen Idee, die noch unausgereift, fast nicht greifbar ist, die jedoch in mir ein derartiges Freudenfeuer bunter Bilder erzeugt, dass es nur eins zu tun gibt: ihr zu folgen.

Einer der ersten Schritte auf diesem neuen Weg war, mir das Scheitern vom „HerzensReich“ einzugestehen. Ich schreibe bewusst, dass nicht ich gescheitert bin, sondern das Projekt. Ich würde wohl scheitern, hielte ich am Projekt (und einigem anderen) fest. Das „HerzensReich“ war mal eine kleine Massagepraxis, die sich auf Wunsch meiner Klienten zu einer Lebensberatung mit spirituellem Schwerpunkt mauserte. Die ortsgebundene Praxis gab ich samt Wohnsitz aus persönlich Gründen und dem Gedanken „Die kann ich überall wieder aufbauen.“ auf. Doch weder zum damaligen noch zum jetzigen Zeitpunkt ernährt mich dieses Projekt. Ich kann schwarz auf weiß nicht davon existieren, geschweige denn leben.

Heutzutage ist der Bedarf an spiritueller, authentischer, bodenständiger und lösungsorientierter Wegbegleitung vielleicht größer als je zuvor. Jedoch werden meine Beratungen kaum angefragt oder können in der von mir geleisteten Form nicht in Rechnung gestellt werden. Die Erfolge für den Einzelnen sind spektakulär und nicht von Hand zu weisen, die Wertschätzung dafür geschieht jedoch auf einer anderen als der Zahlenebene. Ja, ich bin sehr reich, doch reicht das kaum zum Existieren. Mein Wirken ist mehr als Gold wert, doch das „HerzensReich“ bringt mir keines ein. Es ist eindeutig für mich: Was ich tue, ist großartig! Wie ich es tue, funktioniert nicht auf allen Ebenen für mich. Keine Ausflüchte, Rechtfertigungen oder illusionären Hoffnungen mehr, sondern glasklare Ehrlichkeit: Mein Projekt „HerzensReich“, mit dem ich mich so sehr identifizierte, das mir meine Existenz sichern sollte und mit dem ich meine Lebensträume verwirklichen wollte, ist gescheitert. Der Weg beginnt mit dem ersten Schritt und manchmal ist es der, sich ein Scheitern einzugestehen.
Nun denn, auf zu neuen Ufern.

Scheitern

@geralt/pixaby.com

 

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