Das große Spiel oder Wo bitte ist hier der Ausgang?

Gepostet von am Jun 14, 2014 in GeDANKEnwelt

Oft, zu oft, mache ich mir Gedanken, wie ich mein Leben finanziere. Bei allem spirituellen Sein, allen energetischen Auffassungen und der großen Portion „Pippi Langstrumpf“, bin ich mir sehr im Klaren, wie das Spiel in diesem System hier läuft. Oder vielleicht gerade deswegen? Wer weiß. Es ist ein Spiel. Eins von den großen, in deren Verlauf man scheinbar nur wenig Einfluss nehmen kann. Eins von denen, wo man mitspielt, ohne gefragt worden zu sein, ob man überhaupt will und sich selbst lange Zeit zu selten gefragt hat, ob man nicht vielleicht einfach aufhört, mitzuspielen.

Ich bin in sehr einfachen, sprich geldarmen Verhältnissen aufgewachsen. Es hat immer zum Leben gereicht. Wohnung, Kleidung, Essen waren immer da. Für Urlaub und anderen Luxus hat es nicht mehr gereicht, obwohl mein Mütterchen auch an den Wochenenden oft arbeiten ging. Wie klar mir eben so manch eigene Überzeugung wird. Denn, wie sollte es anders sein, war auch ab dem Moment, da ich finanziell für mich selber sorgte, immer ausreichend Geld für Wohnung, Kleidung, Essen da. Für Urlaub und anderen Luxus hat es nur selten gereicht.

Sicher haben sich durch mein Umfeld Glaubenssätze und Überzeugungen in mir gebildet oder festgesetzt, das Geld schlecht sei, Geld den Charakter verderbe und Reichtum nur für die Bonzen und oberen Zehntausend da wäre. All diese unsinnigen Überzeugungen habe ich in den letzten Jahren meiner intensiven Arbeit mit mir selber gut lösen und neu definieren können. Ein Aspekt hält sich jedoch noch immer stark in mir fest. Für Geld muss man arbeiten oder noch dramatischer: dein Geld musst du dir schwer verdienen. Habe ich mich lange Zeit mit der Frage gequält, womit ich mein Geld verdienen will und mittlerweile davon überzeugt bin, dass wahres Dienen nicht wirklich was mit Geld zu tun, gelange ich nun immer mehr zu einer neuen Annahme. Völlig gleich, WAS ich tue, ich schufte schwer für Geld.

Als Arbeiterin im Gastronomiegewerbe habe ich jahrelang körperlich schwer geschuftet, um einen einfachen, aber guten Lebensstandard haben und halten zu können. Als Mitarbeiterin im Mittleren Management habe ich fast meine Seele verkauft, um meine Stellenbeschreibung voll auszufüllen, nur um mir einen immer noch recht einfachen, doch guten Lebensstandard zu halten. Als selbstständige Masseurin und Beraterin konnten zwar Körper, Geist und Seele wieder in Einklang kommen, doch wieder reichte das Geld gerade so für alle Fixkosten und wenig anderen Luxus. Heute, da ich mich selbst endlich als (Lebens-) Künstlerin verstehe, geht es mir nur noch ums Sein. Arbeit ist kein Lebenszweck mehr. Alles, was ich tue, ist Sein. Alles, was ich tue, tue ich mit Hingabe und um der Sache willen. Doch für Geld schufte ich noch immer schwer.

Vorhin bekam ich eine Mail von einem lieben Freund. Auch ein Mensch, der das, was er tut, mit ganzem Herzen und viel Hingabe tut. Seine Mitarbeiter sind der Hit, seine Kundschaft begeistert. Bei ihm reicht es derzeit kaum mehr für die Fixkosten. Er schrieb: „Trotz allem kämpfen in den letzten Jahren ist es mir nicht gelungen.“ Auch bei anderen Menschen sehe ich, dass sie mittlerweile tun, was ihnen Freude macht. Und doch bleibt das (Über)Leben ein Kampf. Dabei geht es doch in Wirklichkeit gar nicht darum, zu überleben. Es geht darum, in diesem großen Spiel am Ball zu bleiben. In diesem Spiel, das man scheinbar wenig beeinflussen kann und nicht gefragt wurde, ob man mitspielen will. Ich schrieb meinem Freund aus einem tiefen Impuls heraus, dass die Zeit fürs Kämpfen vorbei ist. Frieden soll allem zugrunde liegen, was Mensch tut. Frieden soll die Motivation sein beim Meistern aller Herausforderungen, die uns das Leben so bietet. Und dass ich im Herzen bei ihm bin. Mehr kann ich für ihn nicht tun. Hätte ich viel Geld, ich würde es ihm geben. Wenn er damit vielleicht auch nicht seine Firma gesunden könnte, könnte er doch wenigstens seinen zwei Mädels in den anstehenden Ferien etwas Gutes tun und er wäre diese Sorge los.

Eins wird mir gerade noch einmal sehr klar. Ich habe mit Beginn meiner Selbstständigkeit auch innerlich das Kämpfen aufgehört. Weniger wegen des Geschäftes an sich, sondern wegen den vielen Möglichkeiten der Selbstfindung, Selbstentfaltung, des Impulse geben könnens bzw. dies alles bewusster wahrnehmen zu können. Und wegen der Zeit zum Schreiben und Malen, die ich freier einteilen, entspannter nutzen kann. Ich empfinde bis zum heutigen Tag einen gewissen Frieden und Gelassenheit in mir. Es ist Tatsache, dass ich nicht mehr kämpfe, jedoch immer noch oft schwer schufte, für Geld. Doch die Dinge fließen mehr. Kunden, Jobs finden mich, auch wenn ich so wie jetzt mehr fremde Böden putze, als Rücken massiere. Ich verbiege mich nicht mehr, verkaufe nie wieder meine Seele für Geld. Es reicht für die Fixkosten. Ich weiß, es geht nicht ums nackte Überleben. Ich weiß, Luxus ist relativ und Geld als solches macht nicht glücklich. Geld sind nur Scheine und Münzen. Geld ist nicht Leben und Leben ist nicht Geld. Und Leben ist viel mehr als dieses Spiel. Dieses Spiel, dessen Regeln ich ungefähr verstanden habe. Dieses Spiel ist so groß. Und ehrlich, es gefällt mir nicht. Ich verdamme Geld nicht. Ich arbeite gern und viel. Doch um des Geldes willen viel arbeiten zu müssen, nur um bei einem Spiel dabei zu sein, das ich mir nicht ausgesucht habe, das missfällt mir.

Wo bitte ist hier der Ausgang aus einem Spiel, das ich nicht spielen möchte, das meinen Freunden so aufs Gemüt drücken kann? Eine konkrete Antwort habe ich derzeit nicht. Ich finde meinen Weg, einfach, indem ich weitergehe. Und ich bin mir sicher: damit bin ich nicht allein.

Ausgang

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