Sexuelle Belästigung – Phänomen der politischen Lage?

Gepostet von am Dez 7, 2016 in GeDANKEnwelt

Sexuelle Belästigung. Wieder sind die Schlagzeilen voll mit Meldungen, dass Flüchtlinge die Moral in Deutschland ruinieren, weil sie die deutschen Frauen als Freiwild ansehen. Und wieder schwingen sich die verschiedenen Lager auf, um lautstark Pro und Kontra zu debattieren und einen eventuell real stattgefundenen Vorfall bis zur Unkenntlichkeit zu verallgemeinern. Leute, ehrlich, ich hab es so satt diesen Unfug zu hören. Deutsche heben die Oberlehrerzeigefinger oder schwingen die Fäuste gegen Flüchtende, während sie sich in ihrer Wohlstandsblase das nächste Bier oder Kaffeepad-Maschinchen online bestellen. Ist das Doppelmoral oder einfach nur kollektive Dummheit? Ich weiß nicht, was besser wäre. Ja, unter all den Flüchtenden sind auch zwielichtige Gestalten mit wenig anständigen Absichten. Doch solche Menschen gibt es überall und nicht erst, seit sich die globale politische Lage zuspitzt.

 

Expertenmeinung  und Heftiges aus dem Nähkästchen

 

Ich bin im sozialistischen System relativ behütet aufgewachsen. Feste Arbeitszeiten und unkündbare Arbeitsstelle der Mutter, Kinderkrippe, Kindergarten, Schule. Alles war geregelt und wir sind tatsächlich angstfreier aufgewachsen, als es die Kinder heute tun (das war im Westen Deutschlands übrigens auch der Fall). Ich hatte bzw. habe bis zum heutigen Tag wenig bis nichts mit politischen Flüchtenden zu tun. Dennoch wurde ich missbraucht, geschlagen und sexuell belästigt. Von Männern. Durchweg von deutschen Männern. Der pubertierende Nachbarsjunge, ein passiv-aggressiver Partner, dem eine Sicherung durchbrannte und unzählige bekannte und unbekannte Männer, die mich wenigstens mit Blicken auszogen. Es waren deutsche Männer, die mir einreden wollten, dass ich aufgrund meines Auftretens, meiner Kleidung, meines Aussehens und meines Wunsches nach einem liebevollen Partner selber schuld sei, dass sie meine Grenzen überschritten, mich betatschten, benutzten oder verarschten.

Da ich ohne Vater oder anderes männliches Vorbild aufgewachsen bin, trage ich sicher eine gewisse Naivität mit mir herum, was Männer im Allgemeinen betrifft. Doch trotz meiner Erlebnisse mit Männern habe ich mich dazu entschieden, Männern wieder zu vertrauen und daran zu glauben, dass es viele gibt, die Frauen respektvoll behandeln. Mir ist in der jahrelangen Selbsttherapie noch keine andere Möglichkeit eingefallen, als mich mutig und offen mit Trial & Error durchs Leben zu bewegen. Dadurch habe ich tolle Erfahrungen gemacht, vor allem in den letzten Jahren. Und ich habe auch oft den berühmten Griff ins Klo und Fehler gemacht. Doch was solls; that´s life.

Das alles jedoch macht mich in gewissem Maße zur Expertin auf diesem Gebiet. Und ganz gleich, ob es der Nachbarsjunge, der Ex-Partner oder die vielen anderen Übeltäter waren, hatten sie alle etwas gemein. Sie alle waren verletzte, zutiefst unsichere und vor sich selbst flüchtende Menschen. Es waren Männer, denen die Liebe und Anerkennung des eigenen Vaters fehlte. Es waren Männer, die auch ohne Vater aufwuchsen oder in einem Umfeld, das Frauen nicht respektiert. Es waren Männer, die Angst hatten, sich zu binden, aber ihre Triebe nicht im Griff hatten. Es waren Männer, die in festen Beziehungen lebten, dort aber keine Anerkennung oder ausreichend Sex bekamen. Es waren Männer, die sich nach Nähe sehnten und gleichzeitig nicht damit umgehen konnten. Es waren Männer, die gestörte Mutterbeziehungen hatten. Und es waren auch schlichtweg ein paar dumme, respektlose Idioten dabei.

 

Lösungsansätze – Das Kollektiv ist gefragt

 

Wir als Kollektiv, jede Gemeinschaft, jeder von uns ist gefragt. Zu aller erst sollten wir aufhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Und wir sollten aufhören, etwas, das in unserer eigenen Erfahrungswelt nicht stattgefunden hat, als nicht existent zu betiteln. Wir sollten alle in unsere Kraft kommen.
Frauen, kommt in Eure Kraft, heilt die eigenen Wunden, zeigt Euch. Lasst Eure Söhne zu starken Männern reifen, die es nicht nötig haben, sich oder andere klein zu machen. Vermittelt ihnen den Wert, den eine Frau hat, indem Ihr selbstbewusst zu Euch steht. Verzeiht den Männern der Vergangenheit und gebt Euren Männern die körperliche Liebe, die auch zu einer guten Beziehung gehört. Männer, kommt in Eure Kraft, heilt Eure Wunden und werdet erwachsen. Löst Euch aus weiblicher Übermutterung und väterlicher Kleinhaltung. Zeigt durch eigenes Verhalten, dass Ihr Frauen nicht benutzen müsst, um Euch stark zu fühlen. Steht auf, vermittelt Eure Werte und schreitet ein, wenn andere Männer respektlos reden oder handeln.

Oder wir lassen alles beim Alten. Doch dann seien wir so ehrlich und geben zu, dass kein asozialer Flüchtender in Deutschland Werte zerstört, die wir nicht selbst schon millionenfach in die Tonne getreten haben. Wenn wir also schon krakeelen, dass Flüchtende Grund für amoralisches, übergriffiges, gar gewaltsames Verhalten sind, sage ich: Ja, das stimmt. Doch es sind nicht nur Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtende, sondern im allgemeinen Menschen, die vor sich und ihren eigenen Problemen, ihrer eigenen Verantwortung und ihrem Schmerz flüchten.

Ohne Frage gibt es auch Frauen, die sich wie die Axt im Wald benehmen, die Männer benutzen, schlecht behandeln oder derartig kastrieren, dass diese sich nur noch zu Weicheiern oder Gewalttätern entwickeln können. Ich habe selbst viele Jahre die Muster meiner Vorfahren übernommen und Männer nicht immer gut behandelt. Vielleicht bin ich naiv, aber auch sehr lernfähig und habe vieles verändert. Ich habe meine Selbst-Werte korrigiert, viel dazu gelernt, vergeben und um Vergebung gebeten und schreite immer öfter ein. So wie jetzt. Darum sage ich Euch in meiner kollektiven Verantwortung, als Expertin und Frau: Frauen, hört auf, Männer (und Euch selbst) respektlos zu behandeln!

 

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photo: geralt | pixabay.com

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